"...die Lücke zwischen Arm und Reich wird immer größer": Interview mit Herrmann Ostfront von Ost + Front

"...die Lücke zwischen Arm und Reich wird immer größer": Interview mit Herrmann Ostfront von Ost + Front
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Jasmin Seidel

Am 31. Juli veröffentlichten die Berliner Ost + Front ihr fünftes Album "Dein Helfer in der Not". Die Tatsache, dass das Album den fünften Platz in der deutschen Charts belegte, spricht für sich. Mesmika stellte Frontmann und Bandleader Herrmann Ostfront einige Fragen wie das Album aufgenommen wurde, welche Themen die Songs beeinflusst haben und über die Zukunftspläne der Band.

- Hallo Herrmann, wie geht's dir gerade? Haben die letzten 6 Monaten dein Leben in irgendeiner Weise beeinflusst?

Ich habe Corona quasi verpasst. Durch die ausgefallenen Konzerte habe ich mich extrem in die Arbeit zum neuen Album gestürzt. Und das hat mich stark beeinflusst. Ich bin total kaputt. Das bin ich immer nach einem neuen Album, aber diesmal ist es noch krasser.

- Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, es ist großartig geworden! Welche Erwartungen hast Du? Dieses Mal Top 5? Oder gar Top 3?

Vielen Dank! Da hast du ja mit Top 5 sehr gut getippt. Man hofft immer auf eine 1, aber Top 5 ist ein extrem starkes Ergebnis!

- Was ist der Hauptunterschied zum vorigen Album "Adrenalin" und was habt ihr dieses mal anders gemacht?

Es war fast alles wie immer. Nur habe ich Gesang und Gitarren jetzt in den Dailyhero Studios in Brandenburg aufgenommen. Das war eine tolle Erfahrung. So entspannt und konzentriert konnte ich noch nie in einem Studio aufnehmen.

- Welche Themen haben dich lyrisch für dieses Album inspiriert?

Besonders beschäftigt mich, dass die Lücke zwischen Arm und Reich immer größer wird. Die Mitte verschwindet komplett.Dann gab es wie immer ganz persönliche Dinge, die ich verarbeitet habe.Und ich habe ein Märchen der Gebrüder Grimm für mich entdeckt, dass ich als Lied verarbeitet habe.

- Was steckt hinter dem Albumtitel?

Wir hatten erst einen anderen Titel. Der war sehr streng. Nun ist jedoch in der Corona Zeit eh schon alles sehr streng, und so habe ich mir einen freundlicheren Titel ausgedacht, um die Leute in der schweren Zeit aufzubauen. Das klappt auch sehr gut. Wir haben viele Posts, in denen sich die Leute bedanken, dass wir ihnen in dieser harten Zeit Kraft geben.

- In "Mein Eigentum" singst Du "ich lass es fallen und fang es wieder auf". Worum geht es in dem Lied, was ist denn eigentlich "Dein Eigentum"?

Das ist ein Text zum Thema BDSM. Eine Person wird zum Eigentum einer anderen Person, die über alles entscheiden kann. In der von dir genannten Passage geht es darum, dass "Eigentum" seelisch und moralisch aufzubauen, um es dann wieder fallen zu lassen und hinterher wieder aufzufangen.

- Findest Du nicht, dass "Schwarzer Helmut" nächste Mallorca Party- Hit sein könnte? Wer ist denn dieser "Helmut"?

Ja, Mann, da schreibe ich einmal im Leben einen Mallorca Party Hit und dann fällt wegen Corona die Party aus! Da habe ich mich schon etwas geärgert.Wir haben letztes Jahr ein Konzert auf Mallorca gespielt und haben gleich ein paar Tage Urlaub gemacht. Dort waren am Strand schwarze Souvenir Verkäufer, die mich immer ganz aggressiv angesprochen haben. "Ey Helmut, kauf Uhr jetzt sofort" oder "Ey Adolf, hol Geld raus und kauf Sonnenbrille".Das ist Rassismus! So geht man nicht mit den Leuten um! Ich wollte mich nicht lange ärgern und habe ein lustiges Anti-Rassismus Lied daraus gemacht.

- Du hast mal erzählt, dass du in einer gefährlichen Umgebung in Neukölln aufgewachsen bist, und deswegen nach der Schule immer zuhause geblieben bist und Pornos geschaut hast. Sind die Texten von "Sex, Schnaps und Gewalt" und "Porco Dio" von deiner Jugend beeinflusst?

"Porco Dio" bedeutet "Schweinegott" auf Italienisch, und es geht tatsächlich um mich beziehungsweise um mich als Fan des italienischen Pornodarstellers Rocco Siffredi. Wenn ich nicht aus Neukölln weggezogen wäre, würde wohl "Sex, Schnaps und Gewalt" mein weiteres Leben beschreiben.

- Wie seid ihr draufgekommen, so ein Hammer-Song wie "Roter Bau" für Ost+Front aufzunehmen?

Ich bin immer ein Fan extremer Musik gewesen. Besonders Death Metal und Grindcore haben es mir angetan. Und nun wollte ich einmal meinen Wurzeln Tribut zollen.

- Das neue Album klingt sehr vielfältig. Inwiefern haben sich deine musikalischen Einflüsse imLaufe der Jahre verändert?

Ich glaube, die Musik, die ich höre, hat keinen besonders großen Einfluss auf meine Kompositionen. Das sind oft ganz trashige und lustige Sachen, damit ich gute Laune bekomme. Zum Beispiel Sandu Ciorba. Oder aber Little Big. Ich würde so gerne ein Lied mit ihnen zusammen machen!Ich bin einfach ein sehr kreativer Mensch. Wenn ich eine Melodie im Kopf habe, dann singe ich sie in mein Telefon und schick sie mir als E-Mail. Am Abend schreibe ich dann am Klavier die Begleitung und so geht es dann immer weiter.

- Hoffentlich ist der Spuk bald vorbei und wir können neue Songs auch live genießen. Dennoch hast du vielleicht spezielle Erinnerungen an die Konzerte in Russland? Ost+Front haben ja jede Menge Fans da.

Ja, wir waren schon oft dort und es ist wie unsere zweite Heimat. Für mich persönlich ist das eine ziemlich lange Tradition. Ich war auch mit Tanzwut und Oomph! oft dort. Ich liebe Russland!

- Und zum Schluss ein paar Worte an eure Fans?

Ich hoffe, das neue Album gefällt euch gut. Wir planen schon, um bald wieder nach Russland zu kommen. Dann machen wir gemeinsam eine ganz krasse Party!Dawaj dawaj!

-Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für das neue Album!

Vielen Dank für das Interview! Bis bald! Gruß aus Berlin, Herrmann

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